Salzmischungen

Wenn eventuell im verwendetem Rohwasser schon unerwünschte oder gar für unsere Seepferdchen lebensfeindliche Stoffe enthalten sind, so spielt es natürlich kaum noch eine Rolle, für welches Salz wir uns entscheiden.
Hippocampus fuscus Männchen

Ansonsten ist das verwendete Salz mindestens genauso, meist aber noch wesentlich bedeutender als das Rohwasser.
Auch bei namhaften Salzsorten gibt es immer wieder zum Teil nicht unerhebliche Unterschiede in der Zusammensetzung oder zumindest in der Durchmischung.
Das lässt sich am besten an Versuchen mit nackten vollständig gereinigten, desinfizierten und danach gründlich gespülten Aquarien feststellen, die mit ein und dem selben Rohwasser aus einer Fassfüllung befüllt werden und dann in jedes Aquarium Salz von der gleichen Sorte aus unterschiedlichen Verpackungen und möglichst auch verschiedenen Chargen versehen werden. Nach entsprechender Reifezeit des Wassers ohne biologische Animpfung ist das Ergebnis immer wieder verblüffend, wenn man dann Larven aus ein und demselben "Wurf" zu gleichen Anteilen auf die zeitgleich vorbereiteten Becken verteilt. Von alles wunderbar bis hin zu nach 2 Tagen alles tot ist immer und immer wieder alles dabei.
Komischerweise ist die Reproduzierbarkeit der Versuchsergebnisse bei selbst angemischtem Salz sehr viel besser gewesen. Leider hat mich mein eigenes Salz aber auch 3,5 Mal soviel gekostet wie handelsübliche Meersalzmischungen. Noch dazu wurde nur der Materialpreis zu Grunde gelegt und die Arbeit des Abwiegens usw. ist nicht mit beinhaltet.

So sehen wir mal wieder wo uns der ewige Preiskampf hinführt. Wenn die Produkte preisstabil und günstig bleiben sollen, dann wird keiner der Hersteller soweit gehen, dass er nichts mehr verdient, ohne vorher am eigenen Produkt Einsparungen vorgenommen zu haben, während alles drum herum teurer wird.

balzende reidi

Der erfolgreiche Händler ist nicht zuletzt deswegen noch am Markt, weil er das verkauft, was ihm den größten Gewinn ermöglicht. Ansonsten wäre er wie viele Andere inzwischen pleite.
Aber dieses Verhalten wird ja von uns Kunden erzwungen, da wir ja immer da hinlaufen um zu kaufen, wo es möglichst viel für möglichst wenig Geld gibt. Da muss letztendlich die Qualität leiden, wenn es wie so oft nur ums Geld geht.

Nach einigen Versuchen mit verschiedensten im Handel erhältlichen Salzmischungen muss ich leider sagen, dass es sogar Salze zu kaufen gibt, die allenfalls dafür gut sind das aquaristische Tun an den Nagel zu hängen.
Um nur einige Beispiele zu nennen, ist es mit verschiedenen Salzsorten möglich die Nahrungsaufnahme der Pferdchen innerhalb von wenigen Stunden von völlig normal zu Totalverweigerung und (Odin sei Dank) auch wieder zurück zu beeinflussen.
Bei anderen Sorten bleibt zum Beispiel die Vermehrung auf der Strecke und erfolgreiche Paarungen werden zur Seltenheit, obwohl die Paare "in anderem Salz" regelmäßig erfolgreich gezogen haben. Glücklicherweise ist auch dieser Zustand durch Verwendung von besserem Salz wieder in gewünschte Bahnen zu lenken.
Das krasseste Beispiel konnte ich an Lysmata rahtbunae (einer glasrosenfressenden Garnele) erleben. Hier begannen 12 Minuten nach einem üppigen Wasserwechsel (wie sonst auch) die Tiere mit apathischen Zuckungen (Vergiftungserscheinung) und die ersten verendeten nach 17 Minuten. Daraufhin habe ich mit anderem Salz VÖLLIG FRISCH angesetztem Wasser (das gereifte war ja mit der schlechten Salzsorte) einen TOTALWASSERWECHSEL durchgeführt. Entgegen meinen Erwartungen erholten sich die noch nicht verendeten Tiere (sogar sehr schnell) wieder. Da ich es nicht für möglich hielt, dass dieses extreme Erlebnis mit der Salzsorte zusammenhängt, sondern einen Fehler meinerseits vermutete, versuchte ich es ein weiteres Mal mit der gleichen Sorte, aber aus einer anderen Charge.
In weiser Voraussicht hatte ich für diesen Versuch natürlich vor dem
Wasserwechsel ein anderes Aquarium bereitgestellt, um die Tiere im Notfall schnell umsetzen zu können. Kurzum, die Garnelen befanden sich nach 15 Minuten alle in dem bereitgestellten Notfallbecken und ich lies das Wasser mit dem nun für mich eindeutig aquaristisch unbrauchbarem Salz wieder ab.
Da dies alles in einem Winter geschah, wo es sogar hier bei uns Schnee und Eis gab, habe ich mit den restlichen 400 Kg den Gehsteig gestreut, einige meiner Freunde und Nachbarn auch mit Streusalz versorgt und es ist auch noch einiges für eventuell kommende harte Winter da. Zu mehr taugt dieses Salz leider einfach nicht!
comes-gestreift-halbw.-1
Leider bin ich dazu gezwungen keine Produktnamen der zum Teil sogar tödlichen Salzmischungen zu nennen, da mir sonst sicher Rechtsstreite drohen, für die ich nicht genug Zeit (und Geld) habe um sie durchzufechten.
Da ich auch nicht alle am Markt befindlichen Salzmischungen ausprobiert habe und auch alle der 14 getesteten Mischungen von 9 Herstellern bzw. Vertriebsfirmen hier oder da ihre zumindest kleinen "Mängel" gezeigt haben, kann ich leider bis jetzt auch keine Marke als überdurchschnittlich gut empfehlen.

Man tut also gut daran, wenn man von der einen Salzsorte zur anderen wechseln möchte zunächst ein kleines Aquarium zur Probe zu füllen und unter Beobachtung einige Tiere einzusetzen, die wenn es Probleme geben sollte, sofort wieder in brauchbares Wasser gesetzt werden können, um zumindest das schlimmste verhindern zu können. Leider sind dabei natürlich die teilweise erheblichen Langzeitwirkungen nicht feststellbar.


© Jens Thölke 2007

 

Aktualisiert am: 08. April 2008