Aufzucht von Seepferdchen
WENIGER IST MEHR! Diesen Satz darf man sich ruhig zu Herzen nehmen, wenn man Seepferdchen aufziehen möchte, denn jedes Seepferdchenbaby welches weniger ins Aufzuchtbecken gesetzt wird erhöht die Überlebenschancen der Anderen enorm! Leider wird dieser Satz, den ich seit 2001 jedem sage, der sich mit mir über die Aufzucht von Seepferdchen unterhält, viel zu oft missachtet. - Zugegeben, es fällt sehr schwer, den größten Teil der oft sehr zahlreichen Jungen nicht ins Aufzuchtbecken zu überführen. (siehe auch extensive Aufzucht)
Es gibt zwei Hauptprobleme bei der Aufzucht von Seepferdchen, die direkt mit der Menge der eingesetzten Tiere verbunden sind. 1. Die Aufrechterhaltung der Wasserqualität. 2. Geeignetes Futter in entsprechenden Mengen zur Verfügung zu stellen.
Zur Aufzucht von Seepferdchen sind Copepoden wohl am besten geeignet. Sie entsprechen dem natürlichen Futter und haben dabei für die Aquakultur neben der besseren Verdaubarkeit noch einen weiteren riesigen Vorteil gegenüber Artemianauplien. So sie in entsprechenden Mengen im Aufzuchtbecken vorhanden sind, leisten sie unschätzbare Dienste bei dem oben genannten Aufzuchtproblem Nr.1. Sie nehmen den sehr nährstoffreichen Seepferdchenkot als Nahrung auf und tragen dadurch erheblich dazu bei die Wasserqualität aufrecht zu erhalten. Der große Nachteil dieses Futters ist, dass es recht aufwendig ist, es in entsprechenden Mengen zu kultivieren.
So bleibt zumindest mir kaum etwas anderes übrig, als die Copepoden nur zum Teil und dort einzusetzen, wo es am nötigsten und wichtigsten ist. Ansonsten kommen wider besseren Wissens Artemianauplien zum Einsatz. Diese werden bei mir nicht angereichert, sondern nur so wie sie aus den Zysten schlüpfen verfüttert. Eine Anreicherung könnte sicher Vorteile bringen, beinhaltet aber eben auch Nachteile (Aufwand), den es abzuwägen gilt. Wichtig ist nur zu wissen, dass es eben doch auch ohne die so oft als zwingend notwendig beschriebene Anreicherung möglich ist, Seepferdchen mit diesem Futter aufzuziehen.
Auch mir bekannte Vergleichsversuche, die das Wachstum von Seepferdchenbabys mit nicht angereicherten und angereicherten Artemianauplien betrachten, sind nicht zwingend als das Maß der Dinge anzusehen. In sehr oft wiederholten Versuchen konnte ich weit größere Wachstumsunterschiede in unterschiedlichen Wässern mit ein und demselben Futter herbeiführen! Wenn es dabei auch noch möglich ist ein 9 mm großes Seepferdchen, dass in der Zeit, die es noch nicht mit Frostmysis fütterbar war, ausschließlich mit unangereicherten Artemianauplien versorgt wurde, innerhalb von 2 Monaten nach der Geburt auf eine Größe von über 5 cm zu bringen, dann kann wohl keiner von besonders schlechtem Wachstum reden. - Und genau das habe ich, zwar leider nicht so oft wie ich es gerne hätte, so doch aber mehrfach und nicht nur bei einzelnen Tieren sondern bei allen Tieren in den entsprechenden Becken beobachten dürfen.
Wenn die Seepferdchen dann ca. 3 cm gross sind, stelle ich die Fütterung auf Frostmysis um. Hier ist besonderes Fingerspitzengefühl nötig, um Verluste so gering wie möglich zu halten. Einige Arten, wie z.B. H. barbouri, erectus, fuscus, kuda und reidi sind nach meinen Erfahrungen in dieser Zeit wesentlich unproblematischer als z.B. H. comes oder histrix. Erst wenn die Tiere an dieses Futter gewöhnt sind und dann auch weiter gut wachsen, kann man erleichtert aufatmen und davon ausgehen, dass man die schwierigsten Phasen der Aufzucht erfolgreich gemeistert hat. Häufig kann man im Netz lesen: "Hurra, meine Pferdebabys haben die schwerste, erste Woche überstanden". Wer dann glaubt, es könne der erfolgreichen Aufzucht nichts mehr im Wege stehen, der ist gewaltig auf dem Holzweg! Sorry, wenn ich es so direkt sage, aber was wirklich aufgezogen wurde, kann erst dann gezählt werden, wenn die Geschlechter zu erkennen sind. - Leider kommt dann nicht selten der nächste Tiefschlag, wenn von 10 Tieren 9 ein und das selbe Geschlecht haben und man nicht weiß, was man mit 8 von 10 aufgezogenen Tieren machen soll.
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