Copepoden

Copepoden (folgend kurz Cops genannt) sind wohl das beste Futter
für Seepferdchenbabys. Zur Kultur dieser Krebstiere verwende ich "nackte" Aquarien mit ca. 40 Liter Inhalt, die nur belüftet werden. Diese Becken werden bei mir nicht extra geheizt und auch nicht extra beleuchtet. So schwankt die Temperatur zwischen 19 und 25 Grad Celsius, Licht kommt nur von den anderen Beckenbeleuchtungen in der Nähe und die Dichte schwankt zwischen 1,020 und 1,024. Alle 14 Tage werden 50% des Wassers gewechselt um die organische Belastung gering zu halten. Zur Reinigung der Scheiben setze ich einige Schnecken ein. In diese Aquarien stelle ich schmale Schaumstoffstreifen (20PPI), die an einem Ende mit einem Keramikgewicht versehen sind, so dass sie frei vom Wasser umspült werden können. Sie dienen der Oberflächenvergrößerung und zur Entnahme der Cops.Copepodennauplie
Dazu werden die Schaumstoffstreifen vorsichtig entnommen und in einem Eimer mit Salzwasser kräftig hin und her geschwenkt, sodass die Cops aus dem Schaumstoff ausgespült werden. Nun können sie mit einem feinen Sieb (zB. Dauerkaffeefilter aus dem Supermarkt)abgesiebt und verfüttert werden.

Durch die Verwendung der Schaumstoffstreifen bleibt der im Kulturbecken entstandene Mulm fast vollständig dort und behindert das Absieben nur in geringem Maß.

Entgegen anderen Verfahrensweisen füttere ich die Kultur nicht mit Algen, sondern mit einzelnen Frostmysis. Die richtige Futtermenge hat man gefunden, wenn das Frostfutter nach einigen Stunden vollständig verschwunden ist. Die Cops versammeln sich an dem Frostfutter und fressen es offensichtlich auch aktiv, da im Vergleichsbecken ohne Cops das Futter viele Tage liegen bleibt, ohne dass etwas davon verschwindet. So möchte ich denen widersprechen, die da behaupten,
dass sich die Cops nicht direkt vom Futter selbst, sondern von den
Zersetzungsprodukten des Futters ernähren. Vielmehr sind es wohl die Cops, die das Futter "zersetzen" - sprich fressen, da eine Zersetzung sonst viel länger dauern würde!
Zumindest die Arten, die ich kultiviere sorgen dafür, dass von einer 1,5 cm langen Mysis innerhalb von 4 Stunden nur die leere Hülle übrig bleibt, wenn nur genug Cops da sind.
Auch kann ich die Behauptung, dass sich alle karnivor ernährenden Cops an Seepferdchenbabys vergreifen, oder sie sogar töten nicht bestätigen.- Andersherum klappt es aber sehr gut und die Pferdchen wachsen mit diesem Futter hervorragend. Aber eventuell habe ich (durch Zufall) auch nur die "richtigen" aus der Unmenge an Arten erwischt.
Den Ansatz der Cops habe ich aus meinen eigenen Aquarien in der Einlaufphase mit einem Luftschlauch abgesaugt. P1060265Wenn erst Seepferdchen oder noch "schlimmer" Seenadeln längere Zeit im Becken schwimmen, dann sind oft nicht mehr genug Cops zu finden, um einen Kulturbehälter ausreichend "bestücken" zu können. In diesem Falle kann das eigene Riffaquarium (oder eines Bekannten) gute Dienste leisten, denn da finden sich fast immer genug. Auch die Korallenanlage eines Händlers kann zu diesem Zweck "missbraucht" werden, so der Händler einen lässt, ohne dafür gleich mal wieder ein Vermögen zu verlangen. Es gibt aber durchaus auch Händler, die es einem gestatten, einen bis zwei Liter Wasser mit den entsprechenden Tierchen völlig kostenlos abzusaugen, wenn man nur nett danach fragt. Natürlich geht das nicht, wenn das Geschäft bis zum Erbrechen voller Kunden steht, sondern nur in einer ruhigen Minute.
Wenn man also in einem solchen Aquarium nur genau hinsieht, dann kann man sie an den Scheiben (vor allem in den Ecken) umherflitzen und sich wieder auf den Scheiben niederlassen sehen. Dort können sie sauber samt Wasser in eine Tüte abgesaugt und dann in den Kulturbehälter überführt werden.
Es ist dabei natürlich sinnvoll nicht einfach alles was vor den Schlauch kommt "einzutüten", denn es darf zwar ein Gemisch aus Copepodenartigen sein, aber zB. Flohkrebse (Gammarus) o.Ä. stören eher.
Wer sich eine Kultur von Cops zur Seepferdchen- oder Seenadelaufzucht anlegen möchte, tut gut daran, dieses lange bevor an die Aufzucht der Fische überhaupt gedacht wird in die Tat umzusetzen - denn sind die Pferdebabys erst da, kommt jeder Gedanke an eine Futterkultur zumindest für diese Jungen und auch die nächsten 2 bis 3 "Würfe" entschieden zu spät!Copepode ausgewachsen
Es dauert eben nun einmal einige Wochen, bis ein Kulturbehälter genügend Cops enthält, um entnehmen zu können. Oft gibt es Anlaufschwierigkeiten bei der Kultur von Cops, die aber fast immer in der fehlenden Geduld des Pflegers begründet sind. Entweder wird viel zu viel gefüttert, zu wenig Wasser gewechselt, oder es gibt eigentlich gar kein Problem - es geht nur nicht so schnell wie man es gerne hätte.
Durch SEHR mäßige aber regelmäßige Fütterung, entsprechenden Wasserwechsel und genug Zeit ohne Entnahme von Cops ist der Aufbau einer gut laufenden Kultur nicht schwer.
Wird die Pflege auch weiterhin nicht vernachlässigt (vor allem bei dem
Wasserwechsel), dann läuft die Kultur über Jahre gut, obwohl die Vermehrung (leider) meilenweit hinter der von Rädertierchen (Brachionus) hinterherhinkt, ohne dass man einen völligen Zusammenbruch befürchten muss.
Durch die "Schaumstoffentnahme" bleiben auch dann genug Cops übrig, wenn alle Schaumstoffstreifen auf einmal gespült werden, um die Kultur wieder ausreichend zu beleben - nur zu "holen" ist dann vorerst natürlich nicht mehr viel.


© Jens Thölke 2007

 

Aktualisiert am: Sonntag, 06. April 2008