Glasgarnelen (GgvJ)
von der ostafrikanischen Küste habe ich eine Glasgarnelenart erhalten, die sich gut zur Futterkultur für Seepferdchen und Verwandte eignet. Leider konnte ich aber bis jetzt den Namen dieser Tiere aufgrund der sehr großen Artenfülle der Glasgarnelen nicht ermitteln. Ich muss ausdrücklich darauf hinweisen, dass der folgende Text sich ausschließlich NUR auf diese eine Art von Glasgarnelen bezieht und nicht etwa für alle Arten gilt!
Diese Garnelen kommen in ihrer Heimat zumindest auch in Gezeitentümpeln vor und sind deshalb in Bezug auf die Lebensbedingungen sehr widerstandsfähig. In Wasser mit einer Dichte zwischen 1,011 und 1,025 (eine geringere oder höhere Dichte habe ich nicht ausprobiert) sind sie dauerhaft haltbar. Die zum Überleben notwendige Temperatur kann zumindest kurzfristig (einige Tage) auch auf 15 Grad Celsius absinken und bei 32 Grad Celsius (hier endet der ablesbare Bereich meines Laborthermometers) wird noch kein Unwohlsein gezeigt. Im Versuch mit einem handelsüblichen Aquarienthermometer konnte ich über 40 Grad ablesen, ohne dass die Garnelen so erschienen, als ob sie dem Tode nah seien! Erst bei über 42 Grad (Eiweißgerinnung??) zeigten sich deutliche Verhaltensstörungen und man muss Verluste einkalkulieren. Aber wozu sollte jemand die Garnelen so warm halten wollen? Auch im Bezug auf die Wasserbelastung und eine krasse Änderung der Wasserparameter ist die Belastbarkeit dieser Tiere enorm hoch.
So widerstandsfähig sie sind, so leicht lassen sie sich auch in brauchbaren Zahlen nachzüchten. Dazu bedarf es weder besonderer Kenntnisse, noch besonders viel Platz oder Arbeit, was für eine Futterkultur sehr vorteilhaft ist. Kurzum ein ideales Tier für eine Kultur.
Zur Zucht der geschlechtlichen Garnelen benötigt man zumindest 2 kleine Aquarien mit mindestens 20 Liter Inhalt, die gut abgedeckt sein sollten, da die Tiere gute Springer sind. Eines ist für die Zuchttiere und das andere für die Larven. Auf eine Einrichtung oder Bodengrund sollte zumindest in dem Larvenbecken verzichtet werden. Auch das Becken für die Zuchttiere soll so gestaltet sein, dass ein Fangen der eiertragenden Tiere leicht möglich ist. Ein Filter sollte im Zuchtbecken nicht fehlen und wer möchte kann auch einen kleinen Abschäumer installieren. Ein üppiger und regelmäßiger Wasserwechsel sollte auch hier nicht fehlen.
Es bietet sich an, in das Larvenbecken nur Salzwasser und eine Belüftung zu bringen, da ein Filter die als Futter eingebrachten Artemianauplien nur den Garnelenlarven entziehen und dadurch verstopfen würde. Ob in dem Zucht- wie auch dem Larvenbecken geheizt werden muss, hängt von den jeweiligen Örtlichkeiten ab. Die Temperatur zur Zucht und Aufzucht sollte nicht unter 22 und nicht über 30 Grad Celsius betragen. Zur Zucht sollte die Dichte der des normalen Meerwassers entsprechen.
Zur Gewinnung der Larven setze ich ein eiertragendes Tier in einen etwa Kaffeebechergroßen Gitterkorb mit einer Maschenweite, die gerade ein Durchschlüpfen des Weibchens verhindert, der im Larvenbecken eingehängt ist. Es können natürlich auch mehrere Körbe mit je einem Alttier gleichzeitig eingehängt werden, da sie nicht übermäßig viele Larven produzieren. Dort verbleiben sie, bis die Larven abgegeben wurden und werden auch wie die anderen Zuchttiere mit allerlei Frostfutter gefüttert. Auch hier ist die Springfreude der Tiere zu beachten! Die Tragzeit der Weibchen beträgt bei 26 Grad Wassertemperatur ca. 15 Tage. Man kann aber einige Tage bevor die Larven abgegeben werden die Augen der Larven durch die Eihülle hindurch sehen, wenn man genau hinsieht (eventuell ist eine Lupe notwendig). Und man entwickelt mit der Zeit auch aus der Ferne einen Blick dafür, wann das Alttier in den Gitterkorb gesetzt werden muss, um die Larven nicht zu verlieren und das Weibchen nicht zu lange einen Gitterkorb "blockieren" zu lassen. Bei ca.26 Grad benötigen die Laven 12 bis 16 Tage um mit ca. 6-7 mm Länge das pelagische (=frei im Wasser schwebend) Larvenstadium zu verlassen und zum benthischen (=am Substrat sitzend) Garnelenleben über zu gehen. Im Gegensatz zu allen anderen Salzwassergarnelen, die ich züchte, oder versucht habe zu züchten, überleben bei diesen Garnelen fast alle Larven! So können in einem Larvenbecken von 30 Liter Inhalt schon 1000 Larven in allen Entwicklungsstadien bis zu "fertigen" Junggarnelen zusammenkommen. Sieht man die ersten Junggarnelen im Larvenbecken, dann sollten keine weiteren Larven mehr dazukommen, damit sich später nicht zu viele unterschiedliche Größen an Junggarnelen im Larvenbecken befinden. Haben alle Garnelen das Larvenstadium verlassen, wird abgefischt und umgesetzt oder verfüttert - je nach dem, in welcher Größe die Garnelen verfüttert werden sollen. Im Larvenbecken wird nun möglichst das gesamte Wasser gewechselt und das Ganze geht von vorn los. Möchte man die Garnelen nicht gleich verfüttern, sondern weiter aufziehen um größere Futtertiere zu erhalten, dann ist entweder ein weiteres Aquarium notwendig, oder man setzt sie (wie ich) zum Wachsen in Aufzuchtbecken für Seepferdchen. Natürlich sollten die Garnelen nur zu so kleinen Pferdchen gesetzt werden, die die Garnelen noch nicht. Und genau hier liegt der eigentliche Vorteil dieser Garnelen! Sie sind auch bei der Nahrung absolut nicht wählerisch und fressen die Futterreste der Seepferdchen. Ja selbst der Seepferdchenkot wird von den Garnelen gefressen und sie haben dadurch einen unschätzbaren Wert für die Beckenhygiene!
Da ich die Garnelen nur zu besonderen Anlässen an meine Frostmysis fressenden Seepferdchen verfüttere, dienen sie bei mir eher der Beschäftigung der Pferdchen. Daher ist es nicht notwendig, sie noch mit irgendwelchen besonderen Stoffen anzureichern. Trotzdem ist hier die richtige Stelle, um zu erwähnen, dass die Garnelen natürlich auch nur die Nährstoffe enthalten, die sie vorher aufgenommen haben - sprich was ich ihnen nicht mit ihrem Futter gegeben habe, dass können sie auch nicht an die Seepferdchen weitergeben.
Wer nun auf besondere Anreicherungsmethoden schwört, der kann die Garnelen sicher auch mit Trockenfutter ernähren, was in den entsprechenden Tinkturen getränkt wurde. So lassen sich sicher alle möglichen Substanzen gut in die Garnelen und letztendlich auch in die Seepferdchen bringen. Dazu kann ich aber nichts Genaues sagen, da ich die Garnelen (genau wie alle meine Tiere) nicht mit Trockenfutter füttere. Auch wenn der Eine oder Andere es für dummes Zeug hält, so bin ich doch der Meinung, dass erst wenn ich mich täglich mit Trockenfutter für Menschen ernähre - wovon die Supermärkte ja reichlich bereitstellen - mir das Recht erworben, habe auch meine Tiere täglich mit Trockenfutter zu füttern. In dem Moment wo ich die aufgebackene Tiefkühlpizza bevorzuge (was ich tue), dann bekommen meine Tiere eben auch ihr Frostfutter. Wenn es sogar was ganz Frisches für mich sein soll, na dann bin ich bei den Tieren bei fangfrischem Lebendfutter oder einer entsprechenden Futterkultur!
Wenn nun meine Tiere nicht wie wir Menschen Allesfresser sind, dann kann das auch dazu führen, dass die Tiere aus unserer Sicht sehr "einseitig" ernährt werden. Aber Trockenfutter gehört eben bei mir und auch bei meinen Tieren nicht zu dem Futter was ich als willkommen ansehe - noch nicht einmal zur Abwechslung.
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